8. März 2023

Am Internationalen Frauenkampftag: Gewaltprävention braucht Standards


UG-Vorsitzende Polaschek an Bundesregierung: Ratifizieren wir endlich das ILO-Übereinkommens 190 über die Beseitigung von Gewalt und Belästigung

„Gerade Frauen kommen in einem hohen Maß durch Übergriffe, Bedrohungen aber auch durch subtile Gewaltmechanismen, nicht nur aber auch, am Arbeitsplatz unter Druck“, sagt Marion Polaschek, Vorsitzende der unabhängigen GewerkschafterInnen im ÖGB, und ergänzt: „und wer je Erfahrungen mit dem Thema gemacht hat, weiß, dass Gewalterfahrungen nicht an irgendwelchen Türen halt machen: Häusliche Konflikte spielen in den Arbeitsbereich und Arbeitskonflikte nimmt man nur allzu oft mit nach Hause oder sie folgen einem, ob man will oder nicht. Das schreit doch förmlich nach einem Gesamtkonzept!“

Seit 2019 gibt es die auch von Österreich mitentwickelte Konvention 190 über die Beseitigung von Gewalt und Belästigung der Internationalen Arbeitsorganisation ILO. Seit 2019 könnte diese Konvention in Österreich ratifiziert sein und die zuständigen Stellen könnten mit der Arbeit an umfassenden Konzepten gegen Gewalt und ihren Folgen aber auch für Prävention begonnen haben. Doch die aktuelle Regierung, insbesondere die zuständigen Ressorts Familie und Frauen sowie Arbeit und Soziales sehen Definitions- und Zuständigkeitsprobleme und vor allem eines: keinen akuten Handlungsbedarf. Und das obwohl aktuelle Zahlen aus 2022 wieder einmal deutlich belegen, wie hoch die Rate der Betroffenen weltweit ist.

„Warum ist es für unsere Regierenden so schwierig, gerade für den Ort, an dem Menschen einen wesentlichen Teil ihrer Lebenszeit verbringen und viele Sozialkontakten haben, zu einem sicheren Ort zu machen und für Prävention zu nutzen“, fragt sich Marion Polaschek und sie ärgert sich: „Der Konvention geht es offenbar so, wie vielen betroffenen Opfern von Gewalt: Sie werden nicht ernst genommen, vertröstet und herumgeschickt – bis es zu spät ist.“

Mittlerweile begreifen aber immer mehr politisch Verantwortliche, dass es der gesamten Gesellschaft und damit auch den Arbeitgeber:innen schlecht bekommt, wenn nicht alle gemeinsam und nachhaltig gegen Gewalt vorgehen. So hat etwa das deutsche Bundeskabinett noch im Dezember 2022 den Gesetzentwurf zur Ratifikation der Konvention 190 beschlossen.

„Es muss oberste Priorität haben gerade den Ort, an dem viele Menschen, besonders aus vulnerablen Gruppen einen wesentlichen Teil ihrer Lebenszeit verbringen und viele Sozialkontakten haben, zu einem sicheren Ort für alle zu machen“, meint Marion Polaschek und fügt abschließend hinzu: „Der internationale Frauenkampftag ist dafür der richtige Anlass, sich internationalen Übereinkommen aktiv anzuschließen.“