Ohne generelle Arbeitszeitverkürzung Rekordarbeitslosigkeit und massive Ungleichverteilung nicht bewältigbar
„Die Arbeitslosenzahlen sind alarmierend, die Ungleichverteilung von Arbeit nimmt dramatisch zu. Ohne Erwerbsarbeitszeitverkürzung wird die Reduktion von Arbeitslosigkeit und eine gerechtere Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit nicht möglich sein. Wer Forderungen nach einer Arbeitszeitverkürzung als ‚Schnapsidee‘ bezeichnet – wie kürzlich der Generalsekretär der Industriellenvereinigung – verschließt entweder vor dieser Realität die Augen oder möchte das Arbeitslosenheer noch weiter vergrößern, um die eigenen Interessen gegenüber ArbeitnehmerInnen und Gewerkschaften leichter durchsetzen zu können“, kritisiert Klaudia Paiha, Bundessprecherin der AUGE/UG – Alternative, Grüne und Unabhängige GewerkschafterInnen anlässlich des heutigen „Tags der Arbeitslosen“.
40 Jahre 40-Stunden-Woche – höchste Zeit für Arbeitszeitverkürzung
Paiha erinnert daran, dass die Beschäftigungszuwächse in den letzten Jahren ausschließlich auf einen Anstieg vielfach nicht existenzsichernder Teilzeitarbeit zurückzuführen sind. Seit 2008 ist Teilzeit um rund 140.000 Beschäftigungsverhältnisse gestiegen, während 48.000 Vollzeitstellen verlorengegangen sind. „Atypische Beschäftigung wird – insbesondere für Frauen – immer ’normaler‘. Was es aber braucht, ist ein deutlich verkürzter Vollzeitstandard, eine 30-Stunden-Woche und ein 6-Stunden-Arbeitstag, mit einem entsprechend fairen Lohn- und Personalausgleich, um wieder mehr Verteilungsgerechtigkeit bei Einkommen, Chancen und sozialer Sicherheit herzustellen. 40 Jahre nach Einführung der 40-Stunden-Woche ist es höchste Zeit für Arbeitszeitverkürzung“, fordert Paiha.
Arbeit FAIR teilen
Paiha weiter: „Wachstum ist kein Beschäftigungsmotor mehr und wird es nicht zuletzt aus ökologischen Gründen auch nicht mehr sein können“. Daher müsse verfügbare Arbeit – bezahlte wie unbezahlte – umverteilt werden. Paiha: „Frauen leisten heute in Österreich nach wie vor fast zwei Drittel der unbezahlten Arbeit, Männer dagegen rund zwei Drittel der bezahlten Arbeit. Eine allgemeine Verkürzung der wöchentlichen, insbesondere aber auch der täglichen Erwerbsarbeitszeit, würde endlich eine gerechtere Verteilung auch der Pflege-, Betreuungs- und Hausarbeit erlauben, die überholte Geschlechterrollen aufbricht und Gleichstellung befördert. Teilzeit ist für Frauen vielfach eine Falle, ein verkürzte Vollzeit dagegen die Chance auf mehr Geschlechtergerechtigkeit“.
Für eine Steuerstrukturreform, die Arbeitszeitverkürzung unterstützt
Kritisch bewertet Paiha die Steuerreform: „Die Chance wurde vertan, die Steuerstruktur so zu reformieren, dass Arbeitszeitverkürzung auch steuerlich unterstützt wird – etwa über die Entlastung von Arbeit und eine Gegenfinanzierung über Öko- und Vermögenssteuern oder eine Wertschöpfungsabgabe“. Die AUGE/UG-Bundessprecherin abschließend: „Unabhängig davon haben wir ArbeitnehmerInnen uns eine Arbeitszeitverkürzung allerdings längst erarbeitet, sind doch die Löhne weit hinter der Produktivitätsentwicklung der letzten Jahrzehnte zurückgeblieben. Eine Arbeitszeitverkürzung wäre dahingehend ohnehin nur eine verspätete Abgeltung unseres Anteils“.