Scharfe Kritik der Alternativen, Grünen und Unabhängigen GewerkschafterInnen an EU-Arbeitszeitrichtlinie. Wirksame Massnahmen gegen „Überstundenunwesen“ gefordert.
Wien (OTS) – „Die EU-Arbeitszeitrichtlinie, auf die sich heute der EU-Ministerrat geeinigt hat, ist klar abzulehnen. Es bleibt nur zu hoffen, dass das EU-Parlament diesem Vorschlag ein Begräbnis erster Klasse bereitet,“ kritisiert Markus Koza, Bundessekretär der Alternativen und Grünen GewerkschafterInnen/Unabhängige GewerkschafterInnen (AUGE/UG) die heute präsentierten Pläne zu einer Überarbeitung der EU-Arbeitszeitrichtlinie.
Für die Alternativen, Grünen und Unabhängigen GewerkschafterInnen geht das EU-Arbeitszeitpaket in die vollkommen falsche Richtung: „Damit ist einer weiteren Ausdehnung der Arbeitszeiten Tür und Tor geöffnet, wird der innereuropäische Standortwettbewerb einmal mehr auf dem Rücken der ArbeitnehmerInnen angeheizt. Das ist jedenfalls keine Arbeitszeitpolitik, die sich an den Bedürfnis- und Lebenslagen der ArbeitnehmerInnen orientiert, sondern der Wirtschaft nur noch mehr Zugriff auf die ohnehin knappe Ressource Zeit der ArbeitnehmerInnen erlaubt. Der Druck droht sich dahingehend noch weiter zu erhöhen. Das geht auf Kosten von Lebensqualität, Gesundheit, Beziehungen und Erholung. Umverteilen von Arbeit zwischen jenen, die zu viel davon haben und jenen, die zu wenig davon haben – ein Gebot der Stunde – rückt damit in weite Ferne. Eine gerechtere Verteilung der Erwerbsarbeit geht allerdings nun mal nur über eine Arbeitsverkürzung,“ so Koza.
Die wäre auch in Österreich notwendig: „Wenn die Zahl jener, die in Österreich regelmäßig Überstunden leisten, sich von 2004 bis 2007 um satte 26,8 % auf 822.000 aller Beschäftigten erhöht hat kann einen das nicht kalt lassen. Die insgesamt erbrachten Überstunden entsprechen immerhin einem Arbeitskräftepotential von 190.000 Personen – bei Vollzeit. Wenn durchschnittlich von alle jenen, die Überstunden schieben, 8,8 Stunden pro Woche mehr gearbeitet werden, darf es nicht weiter verwundern, dass Burn-out als Folge dramatisch zunimmt. Die Betroffenen können einfach nicht mehr,“ kritisiert die AUGE/UG.
Die AlternativgewerkschafterInnen fordern Sofortmassnahmen gegen das Überstundenunwesen: „Von progressiv steigenden Arbeitgeberbeiträgen zur Krankenversicherungen für jede zusätzlich geleistete Überstunde, härteren Strafen bei Verletzungen des Arbeitszeitgesetzes, bis hin zum Einstellungszwang von neuen MitarbeiterInnen bei über längere Zeiträume regelmäßig geleisteten Überstunden kann da die Palette reichen. Und das von ÖGB und AK mit der Wirtschaftsseite ausverhandelte Arbeitszeitflexibilisierungspaket, das eine de facto Ausdehnung der Arbeitszeit ermöglicht, gehört schnellstens überarbeitet und reformiert. Weil das die Situation bei den Überstunden noch zu verschärfen droht. Der Zeitraub an den ArbeitnehmerInnen muss ein Ende haben,“ schliesst Koza.