LGBTQIA+-Rechte sind auch Arbeitnehmer:innenrechte und gehen auch die Gewerkschaften etwas an
Es steht für die Gleichstellung der LGBTQIA+-Personen in Europa gar nicht gut. In Sachen Gleichberechtigung geht es in einigen Ländern sogar ein paar Schritte zurück
, stellt Marion Polaschek ernüchtert fest und ergänzt: Auch die Pandemie hat dabei wie ein Verstärker gewirkt und den willkommenen Vorwand für Diskriminierung und Repression geliefert.
Doch sind es nicht nur die gesetzlichen Verschärfungen und staatlich geförderten Verdrängungsmechanismen in Ländern wie Ungarn oder Polen, die gegen jedes grundlegende Verständnis von Menschenrechten die Diskriminierung vorantreiben. Es sind auch nicht die tragischen Einzelfälle von Gewaltausbrüchen. Es ist die generelle Tendenz, die auch in Zahlen europaweit messbar ist: 43% der Menschen, die sich nicht der heterosexuellen Norm zuordnen, geben noch 2020 an, dass sie persönlich von Diskriminierung und Hass betroffen sind. In Verbindung mit gesellschaftlicher Ausgrenzung, dem oftmals niedrigerem sozialen und wirtschaftlichen Status, dem erschwerten Zugang zum Gesundheitssystem, den höheren psychischen Belastungen und deren körperlichen Auswirkungen erfahren LGBTQIA+-Personen Mehrfachdiskriminierung in allen Lebensbereichen. In der Pandemie traten die negativen Folgen dieser Stigmatisierungen für die Betroffenen deutlich zum Vorschein.
Als Gewerkschafterin ist es mir unerträglich, dass ein Bekenntnis zu einem LGBTQIA+-Lebensentwurf immer noch vermehrt zu Problemen, gerade am Arbeitsplatz führen kann.
Wer kämpft schon um fairen Lohn, wenn tatsächlich täglich viel grundlegendere Rechte auf dem Spiel stehen?
, zeigt sich Marion Polaschek bestürzt.
Zahlen in Deutschland zeigen mittlerweile deutlich, das LGBTQIA+-Personen auch öfter unter Altersarmut leiden. Apropos Zahlen: Österreich hat erst ab 2019 den europa- und völkerrechtlichen Mangel behoben und zum ersten Mal Zahlen und Daten zu Gewalt, die sich klar gegen LGBTQIA+-Personen wendet, behördlich erfasst.
Für treffsichere Maßnahmen, bessere Regeln und Gesetze braucht es zuerst einmal das Problembewusstsein und dann den politischen Willen genau hinzuschauen, um das Richtige zu ändern
, fordert Marion Polaschek und erklärt: Unsere Gesellschaft wird nicht inklusiver, wenn sie weiterhin nur die Rechte einer privilegierten Mehrheit, oder einer, die sich zumindest dafür hält, widerspiegelt.
Wir Unabhängigen werden daher immer dafür kämpfen, dass alles dafür getan wird, dass wirklich alle gut, sicher und diskriminierungsfrei leben können.
Und abschließend meint sie: Dazu beitragen kann im Übrigen jede:r von uns ab sofort und überall, auch am Arbeitsplatz: Wenn wir merken, dass jemand persönlich angegriffen oder heruntergemacht wird – einfach verbündet sein!