Oberösterreichs LSR-Präsident Fritz Enzenhofer ist momentan in den Schlagzeilen vertreten, weil er sich nicht mehr kategorisch gegen eine gemeinsame Schule aller Schulpflichtigen stemmt. Die Bedingungen, unter denen er sich eine solche vorstellen kann, sind allerdings etwas skurril: Die Privatschulen und die AHS-Unterstufen müssten aufgelöst werden, so Enzenhofer.
Die AHS-Unterstufen als solche abzuschaffen und schülerInnen- und lehrerInnenmäßig in eine gemeinsame Schule zu integrieren, wäre keine übergroße Schwierigkeit und würde den Titel „Gemeinsame Schule“ verdienen. Solange es in Österreich aber sogar die Möglichkeit eines häuslichen Unterrichts als Alternative zum herkömmlichen Schulsystem gibt, erscheint eine Auflösung von Privatschulen schon rein rechtlich sehr illusorisch. Dazu stellt sich die Frage: Wenn Enzenhofer solche Bedingungen nennt, wieweit ist er dann nicht eigentlich gegen eine gemeinsame Schule statt dafür und will nur ein trojanisches Pferd in die Gesamtschuldebatte einschleusen?
Außerdem ist Enzenhofer auch Vorsitzender des Christlichen Lehrervereins CLV. Was wohl den Betreibern der katholischen Privatschulen zur Wortspende ihres Vorsitzenden einfallen könnte?
Den veröffentlichten Meinungen nach zu schließen bröselt bei der ÖVP nicht nur ein wenig der Beton, sondern klafft vielmehr eine gewaltige Lücke zwischen den AHS-Besitzstands-WahrerInnen und jenen durchaus ÖVP-Leuten, die den volkswirtschaftlichen Schaden, der durch das Antiksystem entsteht, immer deutlicher wahrnehmen. Wenn hohe Wirtschaftsvertreter (Mitterlehner, Leitl, Sorger& Co.) und ÖVP-BildungsproponentInnen wie Beatrix Karl und der Rektor der kirchlichen Pädagogischen Hochschule in Linz, Hans Schachl, ihren Standpunkt klar von der offiziellen ÖVP-Linie absetzen, dann bröselt es nicht mehr in den antiquierten Gefilden, dann ist Feuer am Dach.
Gut möglich, dass Enzenhofer nicht bei einer Verliererpartie dabei sein will und deshalb in etwas kryptischer Art eine gemeinsame Schule nicht mehr länger ausschließen mag. Seine Bedingungen, insbesonders die Abschaffung der Privatschulen, stellen aber mehr Hindernisse auf, als sie Lösungen anbieten. Much ado about nothing perhaps.
Warum nicht private Schulen wie z.B. schon lange in Dänemark? Wenn sich dort genügend SchülerInnen finden, ist der Staat verpflichtet, für die finanzielle Ausstattung von Schule und LehrerInnen zu zahlen. Als dort einmal eine Gemeinde eine ihrer Schulen aus finanziellen Gründen schließen wollte, gingen die Wogen der Eigeninitiative der Eltern hoch, die Schule musste saniert und besser denn je ausgestattet werden und kam der Gemeinde Bronderslev deutlich teurer als vorher.
Privatschulen ja oder nein ist nicht die Frage. Statt des äußerlich differenzierten Systems von heute sollten die Schulen altersmäßig in Grund-, Mittelstufen- und Oberstufenschule gegliedert werden, mittels innerer Differenzierung (der Begriff ist nicht neumodern, sondern hat schon Jahrzehnte auf dem Buckel) auf die SchülerInnen bestmöglich eingegangen werden und den PädagogInnen genügend Gründe geboten werden, hochmotiviert zu agieren.
Dazu bedarf es aber nicht laufend neuer Schlagworte (Neue Mittelschule, „zertifizierte Schule“, „Gymnasium für alle“, …) und Verzögerungsdebatten um ihrer selbst, sondern ausreichender Mittel und pädagogischer Modernität. Bei den ausreichenden Mitteln haben sich bisher aber alle DiskussionsteilnehmerInnen gedrückt.
Deshalb fordert die überparteiliche Österreichische LehrerInnen-Initiative
ÖLI-UG:
Keine Angst vor Reformen:
Her mit der Konjunkturmilliarde für Bildung und Soziales!